Warum die Mischstimme alleine dich nicht zum perfekten Sänger machen wird!

In den letzten 15 - 20 Jahren hat das Konzept der Mischstimme (auch "Mix" genannt) Einzug in den gesanglichen Mainstream gehalten. Seitdem wird es oft als die Lösung für jedes gesangliche Problem präsentiert. 

Versteh mich bitte nicht falsch! In deiner gesanglichen Entwicklung ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Mischstimme zu finden. Es ist aber nur ein Schritt auf deinem Weg und noch lange nicht das Ziel. Du wirst nicht automatisch die perfekte Sängerin oder der perfekt Sänger, nur weil du stimmtechnisch die Fähigkeit erlangst, deine Mischstimme/deinen Mix zu finden. Nicht einmal aus stimmtechnischer Sicht sind alle deine Probleme durch den Mix gelöst!

In diesem Blog werde ich dir erklären, warum das so ist und was du sonst noch so brauchst, umwirklich gut zu singen.

Zur Wiederholung: Was ist die Mischstimme?

Die Mischstimme versteht man am besten aus der Sicht des Sängers. Für viele sind Bruststimme und Kopfstimme in ihrer Qualität grundlegende verschieden und fühlen sich auch ganz anders an. Das stellt dich natürlich vor gewisse Herausforderungen, da sich an einem bestimmten Punkt in deinem Stimmumfang plötzlich dein Stimmklang ändert. Blöderweise liegt dieser Punkt meist so, dass du ihn in Liedern nicht einfach umgehen kannst. Dir bleiben nun drei Möglichkeiten. Du kannst entweder versuchen, die Bruststimme hochzudrücken, die Kopfstimme hinunterzuziehen oder mit einem Bruch in der Stimme zu singen. Alle drei Wege sind aber nicht das Wahre.

Im ersten Fall wirst du meist zu tief sein, strengst deine Stimme sehr stark an und das Risiko sie zu verletzen ist sehr hoch. Im zweiten Fall fehlt deiner Stimme die Kraft und du wirst außerdem sehr "klassisch" klingen. Der dritte Fall spricht für sich selbst, da ein Bruch in der Stimme in beinahe allen Stilrichtungen mit Ausnahme des Jodelns und außer für Effekte nicht wirklich brauchbar ist.

Mischstimme bedeutet, dass du Brust- und Kopfstimme miteinander verbinden lernst, sie daher quasi mischt. Dadurch verschwindet der starke klangliche Kontrast und es wird dir möglich, nahtlos zwischen den Bereichen zu wechseln, die du zuvor als getrennte Brust- und Kopfstimme wahrgenommen hast. Das ist natürlich eine Fähigkeit, die du als Sängerin oder Sänger unbedingt haben möchtest, da sie dir stimmlich ganz neue Welten eröffnet. Vor allem dein in Liedern benutzbarer Stimmumfang wird dadurch erheblich vergrößert.

Die Mischstimme ist stimmtechnisch nicht das Ende des Weges

Es ist durchaus möglich, dass du es zwar schaffst, deine Brust- und Kopfstimme zu mischen, du aber dennoch gesangstechnische Probleme hast. Vielleicht musst du dich bei den hohen Tönen noch immer zu sehr anstrengen oder du erreichst gewisse Töne immer noch nicht. Vielleicht klingt dein Ton nicht ausgewogen, sondern zu schrill oder zu dunkel. Vielleicht klingt deine Stimme für gewisse Stilrichtungen immer noch nicht richtig. Vielleicht hast du noch immer Probleme, zwischen verschiedenen Lautstärken zu wechseln.

Der Grund dafür ist ganz einfach. Obwohl du es schaffst, Brust- und Kopfstimme miteinander zu verbinden, können andere Faktoren noch immer nicht optimal funktionieren.  Beispielsweise kann dein Kehlkopf zu hoch oder zu tief sein und deine Vokale können daher unnatürlich klingen, der Stimmbandschluss kann zu fest oder zu schwach sein, deine Zunge kann deinen Kehlkopf manipulieren oder du kannst zu nasal klingen. 

Das ist der Grund dafür, warum dein stimmtechnisches Ziel nicht nur das Finden der Mischstimme sein sollte, sondern stimmliche Balance in deinem gesamten Stimmumfang.

Was ist stimmliche Balance?

Kurz gesagt ist stimmliche Balance der Zustand, in dem alle Teile deines Körpers, die an der Stimmgebung beteiligt sind, bestmöglich arbeiten und miteinander harmonieren. Die Mischstimme zu finden, ist nur ein Schritt auf dem Weg, den man gehen muss, um zu stimmlicher Balance im gesamten Stimmumfang zu kommen. 

Stimmliche Balance im Detail muskulär zu beschreiben, ist relativ kompliziert und auch vollkommen unnötig für den Zweck dieses Blogs. Ich erkläre dir stattdessen, an welchen zwei Merkmalen du sie erkennst. 

Der erste Punkt ist der Stimmbandschluss. Deine Stimme darf weder gepresst noch behaucht klingen. Der zweite Punkt ist die Kehlkopfposition. Sie muss natürlich sein. Die Vokale sollten daher weder übermäßig hell noch übermäßig dunkel sein und der Kehlkopf sollte nicht nicht nach oben oder unten bewegt werden müssen, um die Tonhöhe zu ändern.

Da wären noch ein paar Dinge...

Bisher haben wir in diesem Blog nur über Gesangstechnik gesprochen. Damit du aber eine wirklich gute Sängerin oder ein wirklich guter Sänger wirst, gibt es noch weitere Bereiche, die eine wichtige Rolle spielen. Durch den Fokus auf den Mix, den man teilweise im Internet sieht, werden diese oft beinahe ganz vergessen. Dabei sind das so grundliegende Dinge wie musikalische Fähigkeiten, Interpretation, Bühnenpräsenz, Emotionen, etc.

Zusammengefasst ist es daher zwar sehr wichtig, die Mischstimme zu finden. Damit bist du als Sänger aber noch nicht einmal gesangstechnisch am Ziel. Guter Gesang erfordert eine Kombination aus vielen Fertigkeiten, die alle aufeinander abgestimmt werden müssen.